Taubblindheit und Hörsehbehinderung
Menschen mit der Lebensbedingung Taubblindheit
„Unter Taubblindheit ist eine Behinderung zu verstehen, die ausgeht von einer Schädigung sowohl des Sehens als auch des Hörens. Da beide Fernsinne geschädigt sind, können die Ausfälle des einen Sinnes nicht oder nur mangelhaft durch den jeweils anderen Sinn kompensiert werden.“ (D. Bunck, „Die Gegenwart“ 2/1998). So kann ein Blinder sein Gehör nutzen, um sich zu orientieren und die Umwelt wahrzunehmen. Gehörlosen dient der Sehsinn, um das fehlende Gehör teilweise auszugleichen.
Ein Taubblinder hat Einschränkungen des Sehens und Hörens. Somit liegen seine Kompensationsmöglichkeiten, neben dem Ausnutzen von Seh- und Hörresten, in seinem Tast-, Körper-, und Geruchssinn.
Wer bezeichnet sich als „taubblind“?
Zur Gruppe der Taubblinden können folgende Personen gehören: Taube/Gehörlose, Ertaubte, Taubblinde, Schwerhörige, gehörlose Gebärdensprachnutzer, Gehörlose mit Sehbehinderung, Blinde mit Hörbehinderung und Geburtstaubblinde.
Wir sprechen im Zusammenhang mit Hörsehbehinderung immer von „taubblind“. Dies beinhaltet, dass noch Hörreste und Restsehvermögen vorhanden sein können. Nicht jeder Taubblinde ist also völlig blind und völlig taub.
Enstehung der Taubblindheit
Die Ursachen von Taubblindheit können sehr verschieden sein: Es gibt Menschen, die schon von Geburt an taubblind sind. Andere werden im Laufe ihres Lebens taubblind. So gibt es Gehörlose, die aufgrund eines Syndroms im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter nach und nach ihr Sehvermögen verlieren. Blinde Menschen können ertauben oder im Alter so stark schwerhörig werden, dass auch sie unter die Taubblinden fallen.
Sprachzugehörigkeit
Je nachdem, welche Sprache vom Betroffenen gelernt wurde, wird er seine bisherige Kommunikationsform auch nach Eintreten der Taubblindheit weiter nutzen.
So sind vormals Blinde, die ihr Gehör verlieren, deutschkompetent und werden sich auch weiterhin in Lautsprache äußern.
Gehörlose, die erblinden, haben die Gebärdensprache als Muttersprache. Um diese Sprache wahrnehmbar zu machen müssen die Gebärden abgefühlt werden.
Kompensationsmöglichkeiten
Die verschiedenen Aspekte des Lebens von Taubblinden sind diesen Wahrnehmungsmöglichkeiten unterworfen: Im Haushalt helfen Hilfsmittel für Blinde, z. B. Klebepunkte, um alltägliche Dinge wie eine Waschmaschine bedienen zu können. Beim Spaziergang in gewohnter Umgebung hilft ein Stock, um Unwegsamkeiten aus dem Weg zu gehen und Gefahrsituationen (z. B. eine Straße) zu erkennen.
Kommunikationsmöglichkeiten
Um sich zu unterhalten stehen den Angehörigen und Freunden verschiedene Kommunikationsmittel zur Verfügung, die der Taubblinde wahrnehmen kann:
- Gebärdensprache und taktile Gebärden: Gehörlose, die aufgrund von Krankheiten, Unfall oder Alter ihr Augenlicht verlieren verwenden die Gebärdensprache um sich mitzuteilen. Mit den Händen werden die Gebärden abgefühlt und so verstanden.
- Lormen: Ein Alphabet, bei dem jedem Buchstaben eine Stelle auf der Handfläche zugeordnet ist. Durch ein- oder mehrmaliges Berühren oder Streichen können Wörter und Sätze formuliert werden. Lormen ist schnell zu lernen und wird von vielen Taubblinden verstanden.
- Lautsprache: Mit genügend Restgehör oder förderlichen Hörhilfen kann der Taubblinde auch gesprochene Sprache verstehen und selbst verständlicher sprechen.
- Weitere spezielle Kommunikationsformen sind unten angefügt.
Für Menschen, die sich vorher noch nie mit einem Taubblinden unterhalten haben, können:
- Blockbuchstaben und Zahlen langsam auf die Handfläche des Betroffenen schreiben.
- Blindenschrift nutzen: Viele Taubblinde, besonders wenn sie vollblind sind, können die Blindenschrift lesen.
- Eine Braillezeile am Computer zeigt Text fühlbar in Blindenschrift an. So kann der Taubblinde gedruckte Texte lesen (selbst und von Geschriebenes, Emails oder Eingescanntes).
- Das Tabli für unterwegs: Eine mobile Braillezeile, die mit einer Tastatur mit Display verbunden ist. Das Geschriebene wird in Blindenschrift und umgekehrt übersetzt.
Taubblindenassistent*innen
Taubblinde Menschen können Hilfe in Form von Taubblindenassistent*innen beantragen. Taubblindenassistent*innen sind speziell ausgebildete Fachkräfte, die sowohl die Kommunikation mit den Betroffenen kennen als auch Hintergründe medizinischer, sozialer und psychologischer Natur. Zudem wissen sie, wie man taubblinde Menschen inner- und außerhalb von Gebäuden sicher führt.